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Anleitung zur Bilddatenbeschreibung und -auswertung

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Bilddatenbeschreibung



















 

Bei der Bilddatenbeschreibung geht es darum, die technischen und inhaltlichen Fakten eines Fotos so zu erfassen und zu dokumentieren, dass jedes Foto in einem größeren Archiv mit dem geringsten Suchaufwand in kürzester Zeit und mit bestmöglicher Treffsicherheit gefunden werden kann.

Jedes Foto transportiert/beinhaltet auch ein Stück Zeit-, Kultur- oder Baugeschichte, denn die meisten Fotos enthalten in der unbearbeiteten Fassung mehr Informationen, als der Amateur darin vermutet.

In der Architektur, in der Kriminologie, in den Museeums- und Modewissenschaften und in der Volkskunde, um nur einige zu nennen, besteht nicht selten Bedarf für bestimmte Motive, Hintergründe und Objekte, die in ihrem Zustand zu einem bestimmten Zeitpunkt oder in einer bestimmten Region nirgends dokumentiert sind, aber für eine Rekonstruktion oder Dokumentation dringend gebraucht werden.So macht es nicht nur zur persönlichen Ordnungshaltung, sondern auch unter dokumentarischen Gesichtspunkten Sinn, die Fotos im eigenen Bestand systematisch zu beschreiben und zu katalogisieren.

Die geeignete Archivsoftware und die subtile Erfassung der Bilddaten ist - zusammen mit dem Bildmaterial selbst - das Betriebskapital jeder Bildagentur und jedes Berufsfotografen.
Es ist nicht einzusehen, weshalb der ernsthafte oder semiprofessionelle Amateur mit seinen Filmnegativen bzw. mit den Sicherungs-Datenträgern der Digitalfotos nicht zumindest eine Grundarchivierung betreiben sollte.

Wohlgemerkt ... Dateisicherung und Bildarchivierung sind nicht das Gleiche ... Bildarchivierung ohne Dateisicherung ist reine Lotterie mit der Integrität der Bildoriginale, aber Dateisicherung ohne Archivierung stellt die Mühe des Fotografierens in Frage.

Die Systematik der Bilddatenbeschreibung mittels der EXIF- und IPTC-Informationen ist bei den Fachbegriffen ausführlich erklärt.

Zugegeben, das ist der ungeliebteste Teil des Hobbys, denn es erfordert Zeit, die man lieber für neue Fotoserien oder für die Bildbearbeitung nutzen würde; dennoch sollte man auch dafür die nötige Sorgfalt aufwenden ... spätestens nach fünf oder zehn Jahren intensiven Fotografierens zahlt es sich aus, wenn man seine Fotos von Anfang an ordentlich archiviert hat.

Ich habe mir angewöhnt, die Bildbeschreibung im originalen JPG-Bilddatensatz - und zwar im EXIF-Bereich - zu hinterlegen, denn in allen nachfolgenden Dateikopien besteht immer die Gefahr, dass Teile der Beschreibungsdaten verstümmelt werden oder bei der Konvertierung nach TIFF ganz verloren gehen.

Ein Grund mehr, zumindest die EXIF-Daten der Originaldateien zu einem frühen Bearbeitungszeitpunkt zu extrahieren und als Text-Anhangsdateien bildweise getrennt zu sichern; entsprechendes gilt für die mühsam zusammen getragenen IPTC-Daten; nur so kann man den endgültig bearbeiteten Fotos im JPG-Format die ursprünglichen Textinformationen wieder beifügen.

Für diese Arbeit leistet das Programm Exifer gute Dienste, denn es erlaubt den Schreibzugriff und die Stapelbearbeitung sowohl für auswählte EXIF-Daten, wie auch für den IPTC-Datensatz.

Wenn man in dem Programm über Ctrl+E (Strg+E) den Menü-Punkt EXIF/IPTC die Funktion "Bearbeiten ..." aufruft, dann stehen drei Karteikarten zur Verfügung:

  • JPEG-Kommentar

  • IPTC-Daten

  • EXIF-Daten

Bei bis zu 1000 Fotos im Jahr reicht es m.E. lediglich die EXIF-Karte auszufüllen; ab 1000 Fotos/Jahr sollte man darüber nachdenken, die Datenbankfunktionalität der IPTC-Systematik nutzen; ab 5000 Fotos/Jahr lohnt es sich, sich auf eine spezielle Bilddaten-Archiv-Software festzulegen und ausschließlich damit zu arbeiten.

JPEG-Kommentar ermöglicht lange Texteinträge, wobei die Kapazität des Feldes vom jeweiligen Programm abhängt und in unterschiedlichen Programmen nicht oder oft nur unzuverlässig bzw. unvollständig ausgewertet wird. Wenn man hier Einträge vornimmt, dann sollte man die Bilddateien immer mit dem Programm öffnen, mit dem die Einträge erzeugt wurden. Ich nutze dieses Feld nie.

IPTC-Datensatz ist weitestgehend standardisiert und hat bezüglich der Feldlängen und Eingabeattribute feste Vorgaben - leider inkonsistent in Feldnamenübersetzung und in der Feldnamenzuordnung. Auf der IPTC-Karte stehen folgende Unterkarten zur Verfügung:

  • Herkunft/Objektbeschreibung

    • Herkunft mit Autor, Bildrechte, Vermerk, Quelle, URL, Titel des Autors

    • Objektbeschreibung mit Objektname, Objektbeschreibung, Überschrift, Name des Autors, besondere Hinweise

  • Stichwörter und Kategorien

    • Stichwörter mit frei konfigurierbarer Stichwortliste

    • Kategorien mit frei konfigurierbarer Kategorienliste

  • Datum/Zeit und Ortsangaben

    • Datum/Zeit mit Erstellungsdatum, Veröffentlichungsdatum, Versanddatum

    • Ortsangaben mit Ort, Staat (Bundesland, Kanton usw.), Ländercode, Land, Aufgebercode

  • Sonstiges

    • Sonstiges mit Status, Referenzen, sonstiges

EXIF-Datensatz beinhaltet

  • unsichtbare Kamerafunktions- und Referenzdaten, die nur vom Hersteller oder mit einem  Hack-Programm ausgelesen werden können

    • Diese Daten interessieren uns nicht, weil wir sie nicht nutzen können

  • sichtbare, nicht veränderbare, aber auslesbare technischen Daten über die fast alle Belange der Bildentstehung und der internen Bildverarbeitung in der Kamera

    • Diese Daten können über Metatags in Galerien und Präsentationen eingefügt und für statistische bzw. Archivzwecke genutzt werden

  • auslesbare, veränderbare Daten
    Beschreibung, Künstler, Copyright Fotograf, Copyright Bearbeiter, Kommentar

    • Diese Daten können über Metatags in Galerien und Präsentationen eingefügt und für statistische bzw. Archivzwecke genutzt werden

Es bietet sich an, diesen dritten Datenbereich zur Sicherung der wichtigsten Aufnahmeumstände zu nutzen.

Wer seine Fotos nur zu privaten Zwecken nutzt, kann die Felder Künstler und Copyright Bearbeiter systematisch anders belegen, muss das dann aber immer in der gleichen Weise tun, damit eine Art Datenbankfunktionalität entsteht ... z.B. Künstler für die Location, und Copyright für die Kategorie.
Wer seine Fotos für Wettbewerbe, Ausstellungen und kommerzielle Zwecke nutzen will, darf/sollte diese Felder nicht umwürdigen, weil die Bilder sonst in der Annahme-/Auswertestelle zurück gewiesen werden könnten.

Wenn die Karte JPEG-Kommentar nicht genutzt wird, dann soll das Feld Kommentar auf der EXIF-Karte angeblich 1000 Zeichen lange Einträge verkraften; andernfalls kann es passieren, dass Teile des JPEG-Kommentars in das EXIF-Kommentarfeld verlegt und der dortige Text gegebenenfalls an nicht vorhersehbarer Position verdrängt oder ersetzt wird.

Ich habe mir angewöhnt, das EXIF-Kommentarfeld im Sinne der IPTC-Notation folgendermaßen mit Komma getrennten Stichworten zu belegen:

  • "Pflicht"informationen

    • Datum, Land, Bundesland, Ort, Objekt - oder Motivort,
      Kategorie, Unterkategorie,
      Bildobjekt

    • 20060226, D, SH, Fehmarn, Industriestraße,
      Schäden, Feuer,
      Schinkenkate
      ,
       

  • empfohlene Zusatzinformationen

    • Vordergrundinhalt, Mittelgrundinhalt, Hintergrundinhalt,
      spezielle Personen oder Objekte,
      weitere Personen, weitere Objekte

    • Straße, Brandgebäude, Grundstück,
      Brandschutt,
      Materialverformung

Das sieht für die Verstichwortung von 200 Fotos nach stundenlanger Arbeit aus, ist aber tatsächlich in kaum mehr als fünfzehn Minuten erledigt, wenn man die Batch-Funktion nutzt und die Bilder vorher mit einem eindeutigen Text im Feld Beschreibung versehen hat - am Beispiel unserer Schinkenkate also "Südostansicht Ladenbereich 1" usw., "Südansicht Produktionsbereich 1" usw., "Südwestansicht Lagerbereich 1" usw. ...

Die Arbeitsfolge besteht danach in mehreren, aufeinander folgenden Batch-Prozeduren, wobei zunächst alle gemeinsamen Informationen eingetragen werden, danach - unter Erhalt der schon bestehenden Einträge - gruppenweise die Verfeinerungen und so weiter.

Wenn alle Bilddateien verschlagwortet sind werden die einzelnen Bildpfade in chronologischer Reihenfolge auf den eigentlichen ROM-Archivdatenträger gebrannt. Ich nutze dafür DVDs. In Vorschau der Brenn-Zusammenstellung ist zu erkennen, welche Pfade einem Datenträger Platz finden.

Für diese Pfade, und zwar für jeden Pfad getrennt, werden vor dem Brennen z.B. mit dem Vallen JPegger noch Kontaktabzüge erstellt. Diese Kontaktbögen werden zum einen als PDF-Datei, zum anderen im Format A4 als Papierbögen ausgedruckt. Die PDF-Dateien werden ebenfalls in den Brenn-Pfad verschoben und mit auf der DVD verankert. Die Papierausdrucke landen in chronologischer Reihenfolge in einem Aktenordner. Vallen JPegger ist ein Freewaretool, mit dem Bilddateien einzeln oder in Gruppen pfadweise gedruckt werden können.

Hier am Beispiel der schon mehrfach zitierten "Schinkenkate" ein Kontaktabzug in hoher Ausgabequalität mit Vallen JPegger erstellt; die Datei hat eine Größe von 277 KB.

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Bilddatenauswertung

Die Bilddatenauswertung erfolgt vor allem unter vier Gesichtspunkten

  • gezielte Einzelbildsuche

  • systematische Bildzusammenstellung

  • Ermittlung typischer Fotografiergewohnheiten

  • Aufdeckung systematischer Material-, Programm- und/oder Handhabungsfehler

Die ersten beiden Punkte bedürfen keiner weiteren Erläuterung. Die Ermittlung typischer Fotografiergewohnheiten kann nützlich sein, wenn es um die Planung von Fotoexkursionen oder die Erweiterung der Fotoausrüstung bzw. die Investition in eine neue Kamera geht.

Wer z.B. zunächst in einen teuren Kamerabody investiert und dafür bei den Wechselobjektiven Kompromisse eingegangen ist, der wird sich in den Optiken später in dem Brennweitenbereich verstärken, den er bevorzugt nutzt.

Ich nutze die EXIF-Bilddaten vor allem, um X-Bilder und die Fotos kritisch auszuwerten, die ich nicht weiter bearbeitet bzw. nicht in Präsentationen und Galerien übernommen habe.

Mein Anteil an X-Bildern (Bilder mit technischen Mängeln) liegt bei ca. 5% unter gewohnten Aufnahmeverhältnissen, während die Rate unter ungünstigen/schlechten Lichtverhältnissen bzw. in ungewohnter Umgebung bis auf 50% ansteigt.

Der Anteil nicht genutzter, aber technisch brauchbarer Fotos hängt vor allem davon ab, ob ich an einer Location nur einmalig fotografieren kann oder ob ich die Gelegenheit habe bzw. einplane, zu verschiedenen Zeitpunkten und Gelegenheit dort zu Bild zu machen.

Besonders hilfreich ist die Bildauswertung dann, wenn ich Probleme mit dem Automatikmodus bzw. mit den Motivprogrammen vermute, weil ich dann sehr schnell herausfinden kann, wie das Programm eine bestimmte Situation interpretiert und mit welchen Einstellungen es darauf reagiert. Diese kleinen Abweichungen sehe ich praktisch nie auf dem kleinen Kameramonitor während der Exkursion, auf dem Computermonitor kann ich den Qualitätsmangel allenfalls abschätzen - genaueres erfahre ich darüber allein aus den exakten EXIF-Daten.

Es macht also Sinn, wenn man von Anfang an eine vernünftige, archivarische Bilddatenpflege betreibt, die sich an den individuellen Nutzungsabsichten orientiert. Den Wert von Archivdaten wird man um so mehr schätzen lernen, je schneller die Bildersammlung wächst bzw. je länger man das Hobby betreibt.

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